Eichner begrüsst den Frühling
Welche Freude, dass der zu erwartende Frühling mit dem dreisätzigen Harfenkonzert von Ernst Eichner begrüsst werden kann!
Mit dem Harfenkonzert von wem? Ja, auch Harfenliebhabern ist der Name von Ernst Eichner (1740 – 1777) oft nicht ganz geläufig, denn seine Werke wurden erst vor noch nicht allzu langer Zeit rekonstruiert, bzw. die zum Teil skizzierten Varianten zusammengeführt.
Darum lade ich Sie ein, sich als Gedankenstütze erst einmal – wortverwandt – eine grosse schöne Eiche im Frühling vorzustellen und deren frischen, kräftigen Anblick zu geniessen. Beim näheren Betrachten beginnen die Blätter zu rascheln, der Wind saust mächtig crescendierend durch die Blätter, im prächtigen Geäst nisten sich unzählige Vögelchen und Insekten ein. Vergnügte Menschen finden sich in dieser Nähe ein und lachen, singen, seufzen, tanzen. Die Szenerie wird von lieblichstem Sonnenlicht und Wärme beschienen und fesselt die Sinne.
Das Harfenkonzert in C-Dur von Ernst Eichner kann man gut mit obenstehenden Attributen beschreiben. Als Beispiel der Mannheimer Schule sucht die Komposition die Leichtigkeit und Klarheit der Vorklassik, welche als «Hinhörmusik» zweckfrei ganz sich selbst genügt. Der erste Satz mit seinen so vielen Motiven, der liedhafte zweite Andante-Satz und das Menuett zum Schluss, das alles reiht sich ein zwischen der Wurzel der stabilen Harmonie und der arpeggio-artigen Baumkrone.
Das Werk wurde geschrieben, als vor allem am französischen Hof auch Frauen begannen, Harfe zu spielen. Für die Harfe war diese Mode ein bedeutender Schritt in die Welt der Kunst als eigenständiges Musikinstrument. Ich frage mich, ob Mozart das C-Dur-Konzert von Ernst Eichner kannte, als er sein Konzert für Flöte und Harfe im Jahr 1778 in Paris für Damen des Hofes komponierte. Hat doch auch Ernst Eichner zeitweise in Paris gelebt. Den Vergleich können Sie gerne angehen, wenn das Mozart-Konzert im Dezember im KKL mit dem Bach-Ensemble aufgeführt wird.
Das Harfenjahr des Bach-Ensembles beginnt nun in der Franziskanerkirche. Das Konzert in diesem Raum bedeutet mir unendlich viel, durfte ich mit Franz Schaffner an der Orgel doch diese Kirche zu Weihnachten schon oft in ihrer mystischen Dunkelheit mit Klängen füllen. Nun ist das Jahr schon lichterfüllt und ich hoffe, dass die Musik die ersehnte Wärme zu verbreiten vermag.
Die so grosszügige Geste von Seiten des Bach-Ensembles, während dem ganzen Jahr der Harfe so viel Raum zu geben, ist einmalig und von grosser Austrahlung und ich möchte mich dafür von Herzen – cordialement – bedanken!